Dienstag, 26. Juni 2012

Mt Kenya

Are we going to make it back to Kami in daylight?
- yaeh, sure!

Are we going to make it back to the Biwak in daylight?
- yeah, sure!

Vorsichtiges Anfragen beim Guide. Ankunft im Biwak: 2Uhr morgens.

Eigentlich koennte ich euch jetzt so viel erzaehlen, und hab die letzten Wochen so viele Bilder geschossen, dass ihr bis Weihnachten genug zu lesen haettet. Aber da ich bald sowieso heimkomm, und euch dann von Angesicht zu Angesicht (endlich) wieder seh, hier nur ein kurzer Abriss der letzten Wochen und ein paar Bilder vom Mt. Kenya.

Simba Col und Simba Tarn, 4600m
Ich hatte die letzten 4 Wochen den Johannes zu Besuch, und bin deshalb sehr viel gereist. Ich habe deshalb auch ein klein bisschen ein schlechtes Gewissen, weil ich meine Schule dadurch vernachlaessige. Aber die bekommen naechstes Wochenende eine Ziege zu meinem Abschluss, ich hoffe mal das stellt sie ein bisschen zufrieden. Meine Arbeit hier ist getan, ich habe jetzt einen Nachfolge-Lehrer (Mr. Githinji aus dem Rift Valley) und ich bin gerade dabei, mit Max, der vor mir hier war, einen Freundeskreis zu installieren (zumindest will ich das, aber Max schreibt mir keine Infos mehr... faule Socke...)
Meike, die auch 3 Wochen hier war, hat uns vorletzten Samstag verlassen, und am gleichen Tag sind Johannes, Andrea, Jonas und ich mit dem Matatu Richtung Chogoria aufgebrochen. Das liegt am Fuse des Mt. Kenya, und dort beginnt auch die anstrengendste aber sehenswuerdigste Route auf dem Gipfel. Dort haben wir uns eine letzte Nacht im Luxus (warme Dusche, gutes Essen) gegoennt, und haben dann gleich mal mit einer 19km und 1000 Hoehenmeter Etappe die ganze Geschichte begonnen. Zuerst durch Regenwald, dann Bambus, und zum Schluss ueber die Baumgrenze hinaus.
Nithi Falls, und 2 Verrueckte
Der naechste Tag hat uns ueber eine vernebelte Heidelandschaft gefuehrt, und ein kleiner Abstecher zu den Nithi-Falls war auch drinne - ein 30m hoher Wasserfall wie aus dem Bilderbuch. Natuerlich haben wir da ein bisschen gebadet, obwohl es saumaesig kalt war!

Den Abend haben wir an einem malerischen See auf 3400m Hoehe verbracht, noch ein bisschen Abendsonne genossen und dann die erste Nacht im Zelt geschlafen. Wir hatten das alte Zelt von meinem Papa dabei, das anfangs fuer Johannes und mich gedacht war (spaeter kam dann noch Jonas dazu, weil das andere zu klein war) und ein 1,5Mann Zelt von Vaude, das dafuer nur 1kg gewogen hat.
Die Landschaft war malerisch, und als die Wolken kurz weg waren, haben wir sogar einen Blick auf die Gipfel und ihre Spiegelbilder im See werfen koennen. Der Mt Kenya besteht aus 3 populaeren Gipfeln, Nelion (5188m), Batian (5199m), beide sind nur klettermaesig zu erreichen, und Point Lenana (4985m) den die ganzen Touristen besteigen. "Touristen" sind dabei die, die zu viert mit 8 Portern und 2 Guides losziehen, und von meinen Mitreisenden belaechelt bis beschimpft wurden. Wir waren natuerlich ohne Porter ganz oben...
Unser Zelt, im Hintergrund die Gipfel
Die naechasten 2 Tage wurde weiter gewandert, mit zunehmender Steigung und Hoehe. Die Hoehenkrankheit hat keiner gekriegt, aber wir haben doch gemerkt das da oben weniger Luft ist - Kopfschmerzen und schwereres Atmen waren jeden Abend an der Tagesordnung. Am 5. Tag dann sind wir frueh morgens um 4e aufgestanden, weil wir die geringe Hoffnung hatten, dass wir es an einem Tag hoch und wieder runter schaffen (unsere Zelte blieben auf 4500m zurueck). Wir hatten fuer die Kletterpartie leichte Ruecksaecke und 2 Guides, sodass wir jeweils in 3er Teams geklettert sind. Guide voran, und dann die Wazungu hinterher. Auf ca.4800m im Amphitheater haben wir dann halt gemacht, und obwohls erst 2e war das Kletter fuer den Tag eingestellt. Schlafsaecke zwischen den Steinen ausgerollt, und dann auf den nachesten Tag gewartet. Jo, Jonas und ich haben zwar rumgemault, weil wir dachten, wir koennten es vielleicht doch noch an einem Tag schaffen und wuerden nur unsere Zeit verschwenden, aber am naechsten Tag haben wir gemerkt, dass es umoeglich gewesen waere...
Jeden Abend Nudeln...
Naja, was soll ich ueber das Kletter viel sagen, es war ein durchschnittlier Schwierigkeitsgrad 4 mit einigen Stellen 5 oder 5-, am zweiten Tag hatten wir keine Rucksaecke dabei (bis auf Jo den Wassertraeger), aber es war halt scheisse hoch und ihr wisst, ich hab damit ein kleines Problem, wenns links und rechts mehrere hundert Meter runtergeht. Aber um 2e waren wir trotzdem auf dem Gipfel, das zweite Team eine knappe Stunde spaeter.Und dann fings an bergab zu gehen - zum einen wieder runter vom Berg, zum anderen mit Leistung, Wetter und Moral. Es fing an zu schneien, wir waren alle erschoepft, und mussten ueber den glitschigen Felsen wieder zurueck. Der oder die eine hat sogar vor lauter Verzweiflung das heulen angefangen, und wenn es einen Landemoeglichkeit gegeben hatte, haetten wir fast den Hubschrauber geholt, um uns da rausfliegen zu lassen. Soviel mal dazu das es hart war. dann ist auch noch die Dunkelheit ueber uns hereingebrochen, und wir hatten noch 8 (angeblich nur 5, aber es wurden immer mehr) Seillaengen abzuseilen. Und wir hatten nur 3 Stirnlampen dabei, fuer 6 Leute. ("der Profi packt schon morgens um 8e das Nachtsichtgeraet ein" - Black Hawk Down - gell, Jonas!!!). Also haben wir uns immer zu 2. mit einer Stirnlampe schlecht gesichert die Traversen entlanggehangelt, dazu war es ungefaehr -5grad kalt. Das abseilen mussten 3 Leute (Jonas, ich und ein Guide) ohne Lampe machen. Bei Neumond. Wenn man da im Stockdunkeln am Seil haengt, oben mit 2 Schlingen und einem Clips Karabiner gesichert, und alles was einen haelt ist die rechte Hand am Seil, man sieht nicht wie weits runter geht und ob das Seil irgendwann zu Ende ist, da kommt dann ganz kurz der Gedanke auf, ob man das Sonnenlicht nochmal sieht.
Ja, an der Stelle hatte ich Hoehenangst.

uWir haben alle das Sonnenlicht gesehen, nach einer weiteren, eigentlich ungeplanten Nacht im Biwak, und am naechsten Tag einen Gewaltmarsch hingelegt, um aus dem Park rauszukommen. In 6 Stunden 26km, 2000m Hoehenunterschied, und das ganze mit kaputtem Knie (eventuell erinnert sich jemand an meine Knie Probleme letztes Jahr - nein, das ist noch nicht vorbei).Puenktlich um 5 nach 6 abends waren wir am Gate, haben uns dann per Taxi ins Hotel fahren lassen, und da ordentlich gevespert. 2kg Fleisch fuer 4 Leute, dazu Pommes und ein wohlverdientes Tusker. Wir waren echt froh, alle vier lebendig und warm um einen Tisch zu sitzen.
So, und naechste Woche gehts noch zum Lake Turkana, das ist mein letztes Ziel in diesem Land, und in 14Tagen bin ich schon wieder auf deutschem Boden!

Mt Kenya, Batian, 5199m, Jakob und Johannes
Wenn mich jemand abholen will, ich freu mich ueber alle am Flughafen:
Landung laut Ticket ist am 10.7.2012 um 16:30Uhr am Flughafen Stuttgart, Flug Nr. TK1705.

Bis bald!