We Africans have experienced so many bad things, we can only laugh about the small problems of today.
- Bishop J Waichere
Der Bishop hat mir und Elena ein paar Geschichten aus seiner Jugend erzaehlt, die mir ein bischen ein besseres Verstaendnis fuer die Art und Weise, wie die Menschen sich hier durch ihr Leben hangeln gegeben hat.
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Meine Physikklasse, Form4, beim Pendelversuch |
Zum einen waren da die Geschichten, wie er im Alter von ca. 10 Jahren von seiner Mutter in die Primary School, in dem Falle ein Internat, geschickt wurde. Die Schule war in der Naehe von Maralal, das ist ca. 800km von Limuru, seiner Heimatstadt entfernt. Dort waren die Umstaende noch schlechter als in meiner Schule jetzt, zum Beispiel hatten sie fuer ungefaehr ein Trimester (4 Monate) Wassernotstand, das heist es gab nix zu trinken (auser dem bisschen Bruehe, das beim Essen dabei war) und mit duschen war auch nix - das bisschen Wasser das es gab haben sich die grossen Jungs morgens unter den Nagel gerissen, und fuer die kleinen gabs dann nix mehr. Das heist, 3 Monate ohne Waschen, und nicht nur einer von den Jungs, die gesamte untere Stufe der Schule. Weil keiner von denen irgendwie reich war, hatten alle nur ein paar Hosen. Das hat man Tag und Nacht getragen.Und einige davon waren auch noch Bettnaesser.
Der Bishop meinte, seither mag er kein Wasser mehr - trinkt wenig und schwimme schon gar nicht.
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ein Masai, der ueber eine Waescheleine springt.
So ca. 1,8m hoch... |
Aber das war nicht die einzige Durststrecke - einmal im Werkunterricht sollte die Schueler eine Kugel aus Holz schnitzen. Klein-Bishop hatte aber kein Messer, und eins von der Mama zu kriegen ging nicht, weil die soweit weg war. Also hat er dem Lehrer gesagt, das er keine Kugel schnitzen kann, wenn er kein Messer kriegt. Der Lehrer hat das zum Anlass genommen, ihn windelweich zu schlagen. Die anderen Lehrer haben das gesehen, und natuerlich ihrem Kollegen geholfen. Nach dieser Behandlung lag der Junge dann erst mal fuer einen Monat flach. Selbstverstaendlich hat sich in der Zeit niemand um ihn gekuemmert. Als er wieder einigermasen fit war, hat er sich nicht wieder in die Schule getraut, weil er aufgrund der langen Fehlzeit nur wieder verpruegelt worden waer. Also hat er sich fuer den Rest des Terms (so ungefaehr einen Monat) morgens um fuenfe aus der Schule geschlichen, den Tag im Wald verbracht, und ist nach Einbruch der Dunkelheit wieder zurueck in den Schlafsaal. Wenn er Glueck hatte, konnte er sich zum Mittagessen die Reste einer von den Leoparden geschlagenenen Gazelle ergattern (natuerlich roh), ansonsten musste er gucken was so rumliegt.
Verglichen dazu werden unsere Kinder mal sowas von verhaetschelt, bekommen ihr Vesperbrot nachgetragen und werden im klimatisierten Auto in die Schule gefahren. Und wenn jemand gemein ist zu dem kleinen Engel, dann werden die Eltern des anderen Kindes sofort angezeigt!
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Marina auf dem Eselskarren, Meshaq als Esel |
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Schueler bei ihrem Agricultur-Projekt: Nepia Gras anpflanzen |
Zum Anderen hat er von anderen Erziehungsmasnahmen erzaehlt, wie zum Beispiel der Frau, deren kleiner Sohn krank wurde. Geld fuer die Matatu Fahrt ins Krankenhaus war keins da, also hat sie den kleinen auf den Ruecken genommen, und ist die 10km ins Hospital gelaufen. Der altere Sohn, 3Jahre, ist solange alleine daheim geblieben. Als sie zuerueck kam mit dem kleinen Jungen, hatte der einen Rueckfall, und sie ist die 10km nochmal hin und zurueck gelaufen. Am Abend ist sie dann erschoepft heimgekommen, nur um festzustellen, dass sich der aeltere beim Spielen den Arm gebrochen (offener Bruch, Elle und Speiche) und die Schulter ausgekugelt hatte. Was macht die gute Frau? Der Bub bekommt eine Tracht Pruegel fuer seine Unachtsamkeit, wird ohne Abendessen ins Bett gesteckt. Am naechsten Morgen hatte sie dann wieder die Kraft, mit ihm ins Krankenhaus zu gehen.
Ich weis, das sich das alles abenteuerlich anhoert, und ich weis selbst nicht wieviel davon wahr ist und glaubwuerdig. Ich kann hier nur wiedergeben was man mir erzaehlt hat. Aber ich vertraue dem Bishop voll und ganz.
Das sind jetzt nur zwei Schlaglichter von vielem, das was mich am meisten beeindruckt hat. Pruegel, Panga-Strafen, Steinewerfereien zaehlen fuer mich jetzt zu den Bagatellen.
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Die Sonntagsschueler beim Singen. Der Blondschopf
im Vordergrund ist Elina, meine Mitfreiwillige. |
Ok, abgesehen davon war ich letzten Sonntag in der Kirche - in des Bishops Kirche (oho, eine Genitivkonstruktion, ganz im Ernst, mein Deutsch rostet hier so langsam ein). Wenn mal die Pauluskirche ihren Gottesdienst so gestalten wuerde, dann waeren da bestimmt mehr Leute da. Es gab viel mehr lebendiges Gesinge, der Bishop hat auf der E-Gitarre gespielt, es wurde getanzt, sowohl auf der Buehne als auch im Auditorium, man ist viel gestanden und hat geklatscht. Die Chance da einzuschlafen war gleich null. Und obwohl der Bishop uns extra morgens noch ne SMS geschickt hat, wir sollen uns doch was anziehen, war die Kirche wesentlich waermer als ihre europaeischen Verwandten.
Oh, und morgen kommt endlich Besuch aus Deutschland, ich freu mich ja so auf die zwei - Meike und Johannes aus Stuttgart - mal wieder zwei altbekannte Gesichter! Habe heute extra fuer die beiden nochmal das gesamte Besuchsprogramm ueber den Haufen geschmissen, damit die auch richtig Spas haben in Kenya.
ansonsten sinds noch 45 Tage, dann bin ich wieder daheim... man man, neulich warns noch doppel so viele, die Zeit vergeht raaaaasend schnell.